Die “Bild” scheint skurrilerweise die Modernisierung von Spielplatzschildern in der Stadt Köln als das wichtigste innenpolitische Thema des 3.7.25 einzuordnen - während z.B. der Deutschlandfunk seine Presseschau mit der Kritik an Merz’„Zirkuszelt“-Aussage beginnt. Weitere Themen dort sind ein verbindliches Klimaziel sowie Waffenlieferungen der USA an die Ukraine.
Diffamierung queerer Menschen, Klima und Krieg? Die “Bild” entlarvt die wirklichen Probleme: dass noch einmal mehr Sprechverbote aufgrund von irgendwas mit Divers und kulturell erlassen werden, und zudem noch öffentliche Gelder verschwendet werden. (Dies wird im Online-Artikel angedeutet, da 700 Schilder ausgetauscht werden sollen.)
Dem Kölner Stadt-Anzeiger ist zu entnehmen, dass die neue Bezeichnung “Spiel- und Aktionsfläche” gewählt wurde, um einer Erweiterung der Zielgruppe um Jugendliche und einer größeren Bandbreite dort möglicher Tätigkeiten gerecht zu werden. Ich verstehe nichts von Verwaltung städtischer Infrastruktur, aber eine gelegentliche Modernisierung auch der Spielplatzbeschilderung erscheint mir als eine übliche, eher kleinere Aufgabe in diesem Kontext. Selbst für mich als kölsche Jung, der ebendiese Spielplätze früher frequentiert hat, eher uninteressant.
Macht aber nichts, das Thema lässt sich ja verwenden, etwas auf das Narrativ sinnloser Verbote (das Wort Spielplatz werde abgeschafft) aus der “Woken” (d.h. diskriminierungssensiblen) Ecke, hier sogar noch kombiniert mit “denen da oben”, einzuzahlen. Ein Kommentar in der Berliner Zeitung macht diese Strategie im Titel noch deutlicher: “Köln benennt Spielplätze um – ein Fanal des woken Blödsinns”
Abgesehen davon, dass ich finde, dass hier eher meine Zeit als öffentliche Gelder verschwendet wurden, fand ich die Auseinandersetzung mit der Rhetorik der “Bild” – Zuspitzung, Emotionalisierung, Kommentierung und Skandalisierung – durchaus spannend. Und öffentliche Gelder verschwenden… da war doch dieser Tage noch was anderes? Ach ja: die (Nicht-)Veröffentlichung des Sudhoft-Berichts (einen Tag später, 4.7.). Ich lege unter dem “Bild” Bild mal einfach ein paar Titel der “Bild” zu beiden Themen zum Vergleich nebeneinander, und verlinke unter “Weiterlesen” die Artikel, die ich dazu gelesen habe.
“Bild” verwendet die sprachlichen Mittel Zuspitzung, Emotionalisierung, Kommentierung und Skandalisierung nicht immer, bei der Masken-Affäre müssen Ausrufezeichen genügen.